elda.INK – Artistic Mind Lab

Fuckboys & Fast-Friends

Warum wir uns nie mit dem zufriedengeben, was gut für uns wäre

Bevor Menschen Unternehmen gründen, Marken bauen oder ihre kreativen Fantasiewesen in die digitale Wildnis entlassen, sollten sie eine brutale Wahrheit inhalieren: Man arbeitet nicht mit Produkten man arbeitet mit Menschen. Mit ihren Neurosen, Eitelkeiten, Fluchtreaktionen, Sehnsüchten und Abgründen. Psychologie kommt vor Marketing. Marketing kommt vor Design. Design kommt vor Kreation. Und Kreation entsteht und scheitert am Menschen.

Es gibt zwei Arten von Menschen: Die, die wissen, was gut für sie ist und die, die wissen, was gut für sie ist, sich aber trotzdem für das emotionale Äquivalent eines abgelaufenen Joghurt entscheiden.

 

Spoiler: Wir gehören alle zur zweiten Gruppe.

 

Denn nichts ist beim Menschen so stabil wie die Unfähigkeit, das Richtige zu wollen. Wir würden eher einen emotionalen Unfall küssen, als einen funktionierenden Menschen an uns heranzulassen. Warum? Weil das Gehirn Drama liebt und Ruhe misstraut.

Der Mensch wäre gern rational ist aber ein sentimentales Handgranatenlager

Psychologisch betrachtet ist das menschliche Wunschverhalten so zuverlässig wie ein Fahrstuhl in einem Horrorfilm. Wir wissen, dass wir uns nach Stabilität sehnen – aber wenn sie plötzlich vor uns steht, kriegen wir Platzangst.

 

Stabilität klingt gut, aber riecht nach Verantwortung.
Chaos dagegen riecht nach Dopamin.


Und wer kann schon nein sagen zu einer Emotion, die sich anfühlt wie ein illegaler Energy-Drink?

Deshalb vergöttern wir Fuckboys oder Fuckgirls, die Gleichberechtigung hat auch Schattenseiten und behandeln Menschen, die uns wirklich mögen, wie Spam-Ordner-Meldungen: „Klingt nett, aber sicherheitshalber ignorieren.“

Fast-Friends: Die freundliche Vorstufe zur Selbstsabotage

Fast-Friends sind die Menschen in unserem Leben, die absolut alles richtig machen und uns damit maximal überfordern.
Sie schreiben zurück.
Sie melden sich.
Sie wollen uns sehen.

Kurz: Sie sind psychologisch stabil.
Und was tun wir?
Wir verwechseln Stabilität mit Langeweile, Langeweile mit Gefahr und Gefahr mit Schicksal.

Der Mensch liebt es, sich emotional wie ein Meteor zu verhalten:
hell brennen, abstürzen, und danach behaupten, der Kosmos sei schuld.

Warum wir Drama mit Liebe verwechseln

Die Psychologie kennt das: Menschen verwechseln Intensität mit Intimität.
Ein Sturm fühlt sich lebendiger an als eine frische Brise.
Und so verlieben wir uns in Menschen, die uns eigentlich nur als Akkuladegerät verwenden und nennen es „Chemie“.

Ein Fuckboy ist wie ein Sonderangebot:
man weiß, er ist billig,
man weiß, er wird nicht halten,
aber irgendein psychopathischer Teil unseres Hirns denkt: Vielleicht ist das diesmal anders.

Spoiler: Nein.
Nur du bist dieses Mal anders nämlich erschöpfter.

Das Gehirn will Belohnung nicht Glück

Neurobiologisch gesehen bevorzugen wir Menschen, die uns verunsichern.
Sie aktivieren dieselben Hirnareale wie Glücksspiel.
Deshalb sind Fuckboys im Grunde emotionale Spielautomaten:
Sie zahlen selten aus, aber wenn sie’s tun, glitzert es kurz und ruiniert danach zuverlässig deinen Kontostand.

Fast-Friends sind hingegen wie solides Einkommen:
verlässlich, ruhig, kein Spektakel.
Und wer wählt schon Stabilität, wenn sein Dopamin-Level wie ein abgestürzter Bitcoin-Kurs aussieht?

 

Warum wir das Richtige ablehnen, bis wir zu müde für das Falsche sind

Die Wahrheit ist: Wir wollen erst das Gute, wenn wir zu erschöpft für das Schlechte sind.
Wir wählen Stabilität erst, wenn Drama uns so mürbe geprügelt hat, dass wir uns nach emotionaler Narkose sehnen.

Und dann nennen wir es „Erwachsenwerden“ Das ist kein Wachstum das ist Übermüdung.

Das Paradox: Wir wollen die Wahrheit, aber nur wenn sie uns nicht trifft

Wir sagen, wir wollen Ehrlichkeit.
Doch sobald uns jemand mag, reagieren wir, als würde er uns eine Mahnung überreichen.
Menschen, die uns wirklich wollen, erscheinen uns suspekt.
Menschen, die uns kaum wollen, erscheinen uns magisch.

Das nennt man nicht Liebe.

Das nennt man Erziehungsfehler.

 

 

Vielleicht ist es ganz einfach: Wir haben Angst vor dem Guten

Denn das Gute ist endgültig.
Das Gute fordert Entscheidungen.
Das Gute hält den Spiegel hin.

Ein Fuckboy hingegen hält gar nichts und genau das ist so bequem.
Fast-Friends dagegen halten uns fest und das ist es, was uns Angst macht.

Denn wenn uns jemand wirklich sieht, müssen wir uns selbst sehen.
Und davor flieht der Mensch lieber als vor jeder roten Fahne.

Am Ende bleibt die Frage: Wollen wir Liebe oder nur Abwechslung?

Vielleicht ist es nicht so, dass wir das Richtige nicht finden.
Vielleicht erschreckt es uns nur, wenn es plötzlich vor uns steht.

Denn wahre Nähe verlangt Mut.
Drama verlangt nur Gewohnheit.

Und Menschen wählen selten Mut.
Sie wählen Muster.

Bild von elda.INK

elda.INK

Elda Kovacevic verbindet scharfsinnige Analyse mit ästhetischem Feingefühl. Als Digital Publisher & Kolumnistin schreibt sie über moderne Lebensstile, menschliche Psychologie und die Kunst, sich in einer lauten Welt stilvoll zu behaupten. Mit einem unverwechselbaren Mix aus Humor, Tiefgang und provokanter Eleganz bringt sie komplexe Themen auf den Punkt authentisch, reflektiert und immer mit einer Prise sarkastischer Wahrheit.

Let’s shape some new ideas.

Datingdramen, Interior-Katastrophen und Büro-Märchen

hier werden Büro-Märchen Datingdramen, und Interior-Katastrophen auseinander hepflückt wie ein Sonntagsbraten fachgerecht, humorvoll und mit der nötigen Würze Arroganz. Nichts für Zartbesaitete, aber ideal für Menschen mit Geschmack und Rückgrat.