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Swipe-Sucht: Warum das ständige Durchscrollen von Dating-Apps mehr zur Gewohnheit als zur echten Partnersuche wird. Der “Just one more Swipe” Effekt ...

Swipe-Sucht

Swipe-Sucht: Warum das ständige Durchscrollen von Dating-Apps mehr zur Gewohnheit als zur echten Partnersuche wird. Der “Just one more Swipe” Effekt …

Es ist der Moment, der den Anfang vom Ende markiert: Du sitzt gemütlich auf dem Sofa, das Smartphone in der Hand, und öffnest die Dating-App. Ein schneller Blick auf den Bildschirm, ein paar Wischbewegungen und du bist gefangen. Es ist der digitale Äquivalent von „nur noch ein Kapitel“, wenn du eigentlich längst schlafen solltest. Doch statt eines Buches, das du mit Genuss beendest, bist du in einer nie endenden Schleife gefangen: der Swipe-Sucht. Swoosh und du bist wieder im Spiel, weiter auf der Suche nach der nächsten besten Sache.

Es beginnt so harmlos, wie das Drücken der Snooze-Taste am Morgen – nur ein bisschen durchscrollen, nur ein paar Minuten Zeitvertreib. Doch kaum hast du dich darauf eingelassen, bist du in einer Kettenreaktion aus Swipes, Matches und leerem Scrollen, das sich durch die Zeit zieht, als würdest du auf einem endlosen Karussell fahren, das niemals anhält. Aber was genau steckt hinter diesem scheinbar harmlosen Zeitvertreib?

Und warum endet es so oft in einem verzweifelten „Ich habe schon 47 Profile durchgeschaut und immer noch nichts gefunden, was mich wirklich anspricht“?

Wenn das Leben uns in die Welt der Dating-Apps schickt, hat es uns geschickt in eine Falle gelockt. Es ist wie eine neue Reality-Show, bei der du nie ganz sicher bist, ob du der Hauptdarsteller bist oder einfach das von der Produktion ins Spiel geworfene, belanglose Neben-Opfer, das die Storyline voranbringt.

Die App-Designer wissen genau, wie sie uns in ihren Bann ziehen können. „Nur noch ein Swipe, dann bin ich fertig für heute“, denkst du dir, nur um festzustellen, dass deine “heutigen” Swipes schon die zwanzigste Runde von heute sind. Es ist das gleiche Phänomen wie bei diesen App-Spielen, bei denen du nur ein weiteres Level erreichen musst, obwohl du eigentlich schon viel zu lange spielst. Es ist ein psychologisches Spiel, das darauf abzielt, dich immer weiter in die Falle zu locken Just one more swipe und dann wirst du vielleicht endlich dein „perfektes Match“ finden, auch wenn du bei 200 durchgescrollten Profilen genau das noch nicht getan hast.

Das Dilemma der Optionen: Warum immer mehr auch immer weniger bedeutet

Dating-Apps verkaufen uns die Idee, dass wir aus einer Vielzahl an Optionen wählen können „Finde jemanden, der wirklich zu dir passt!“ Doch statt einer wohlüberlegten Entscheidung aus einer handverlesenen Auswahl ist es vielmehr ein frenetisches Wühlen in einem Meer von Profilen, das keinerlei Tiefe hat. Manchmal fühlt es sich an, als würde man in einer riesigen Discounter-Warenhalle durch die Gänge schlendern, immer auf der Jagd nach dem besten Angebot, ohne jemals zu wissen, was „das Beste“ wirklich bedeutet.

Und es ist genau diese Überfülle an Wahlmöglichkeiten, die den Zauber der Partnersuche verdünnt. „Oh, die ist hübsch, aber vielleicht ist sie ja nur ein weiteres Foto aus einem Katalog“, denkst du dir und wischst weiter. Du willst den besten und perfekten Partner finden, aber in dem Moment, in dem du die Auswahl hast, lässt du dich von der schieren Menge verwirren. Du verpasst den eigentlichen Wert – das Gefühl, auf jemand echten zu treffen. Stattdessen gehst du weiter, auf der Jagd nach dem nächsten Swipe, nach dem nächsten „vielleicht“, nach der nächsten Illusion von Perfektion. Doch die Perfektion existiert nicht. So wie die Lüge der “bequemen” Wahl im Supermarkt, die uns vorgaukelt, dass man nur das Richtige auswählen muss, um glücklich zu sein.

Das schnelle Dopamin-High: Wieso der Swipe zum schnellen Kick wird

Das Geheimnis hinter der Sucht ist nicht nur das Scrollen selbst, sondern das psychologische Prinzip, das dabei zum Tragen kommt: die Belohnungsdopamin. Jeder Swipe, jedes Match setzt eine kleine Dosis Dopamin frei das „Belohnungshormon“, das uns ein Gefühl der Zufriedenheit gibt. Es ist die gleiche Sache, die uns dazu bringt, noch eine Runde beim Casino zu drehen, auch wenn wir wissen, dass die Chancen, zu gewinnen, gegen uns stehen. Ein weiteres „Like“, ein weiteres „Match“ und voilà, du bist wieder ein bisschen glücklicher. Zumindest für ein paar Sekunden. Doch das Problem ist, dass dieses Glück nur temporär ist, ein kleiner Funke, der schnell wieder verglüht. Und so gehst du weiter, durch die Profile, immer auf der Jagd nach dem nächsten kleinen Dopamin-Kick.

Es ist wie die erste Tasse Kaffee am Morgen anfangs gibt es einen Energie-Kick, aber je mehr du davon konsumierst, desto mehr brauchst du, um das gleiche Gefühl zu haben. Du willst mehr Matches, mehr Bestätigung, und plötzlich stellst du fest, dass du dich ständig nach der nächsten Swipe-Erfahrung sehnst, statt nach einer echten Verbindung.

Das paradoxe Bedürfnis nach Bestätigung

Dating-Apps basieren auf einem cleveren Konzept der Bestätigung. Die App gibt dir ständig das Gefühl, gewollt zu werden. Jedes Match ist eine kleine, süße Bestätigung „Jemand mag mich, jemand hat Interesse an mir!“. Es ist das digitale Äquivalent zu „Ich poste ein Foto und schaue nach den Likes“, aber die App geht einen Schritt weiter, indem sie dir die Bestätigung auf einem Silbertablett serviert. Und das Ganze gibt dir das Gefühl, dass du ständig etwas gewinnen kannst.

Swipe-Sucht: Warum das ständige Durchscrollen von Dating-Apps mehr zur Gewohnheit als zur echten Partnersuche wird. Der “Just one more Swipe” Effekt ...

Die Ironie dabei?

Die Suche nach Bestätigung ist ein schwarzes Loch. Je mehr du bekommst, desto mehr willst du. Die App scheint dich immer wieder anzufeuern: „Hier ist noch ein weiteres Match! Du hast es fast geschafft, jetzt swipe weiter!“.

Es ist der schlaue Trick der Dating-Apps, der uns zu abhängig macht. Aber was passiert, wenn diese „Bestätigung“ nicht zu einer echten Verbindung führt? Was passiert, wenn du von einem Match zum nächsten springst, ohne wirklich jemanden kennenzulernen? Du verbringst Stunden, die sich wie Minuten anfühlen, aber am Ende des Tages ist das nur Zeitverschwendung, die dich hungrig nach der nächsten Dosis digitalen Glücks hinterlässt.

Der unsichtbare Schatten: Die Auswirkungen auf die echte Partnersuche

Was uns als harmloses Zeitvertreib erscheint, kann die echte Partnersuche untergraben. Die fortwährende Jagd nach „dem perfekten Profil“ führt dazu, dass wir nie wirklich auf jemanden eingehen wir sehen nur Bilder, lassen uns von „Gefällt mir“-Buttons und süßen Sprüchen hinreißen, ohne zu wissen, wer diese Person wirklich ist. Wenn du dir die Zeit nehmen würdest, jemanden wirklich kennenzulernen, würdest du feststellen, dass der digitale Austausch selten mit der Tiefe und Komplexität eines echten Gesprächs mithalten kann. Statt tiefgehender Gespräche, die wirklich Verbindungen schaffen, bekommst du ein ständiges Aufeinandertreffen von flachen Oberflächeninteraktionen, die keine echte Grundlage haben.

Es ist fast so, als würdest du dich in einem Fast-Food-Restaurant ständig durch den Drive-Thru begeben. Du holst dir deine schnelle Belohnung und denkst, es wäre genug. Aber was du nicht merkst, ist, dass du eigentlich nichts Nahrhaftes bekommst – und so gehst du immer weiter. Vielleicht ist der Swipe nicht der schlimmste Weg, um jemanden kennenzulernen, aber er ist sicherlich der kürzeste und unbefriedigendste.

Der digitale Zirkus

Das ständige Swipen auf Dating-Apps wird schnell zu einer Gewohnheit, einer Sucht, die uns vom eigentlichen Ziel der Partnersuche entfremdet. Wir suchen keine echte Verbindung mehr, sondern das nächste schnelle Dopamin-High. Wir wollen Bestätigung, wollen Aufmerksamkeit aber was wir wirklich brauchen, ist Zeit, Mühe und echte Kommunikation. In einer Welt voller Optionen und schnellen Belohnungen vergessen wir schnell, dass die tiefsten Beziehungen diejenigen sind, die sich langsam entwickeln, die durch echte Gespräche und echte Begegnungen wachsen.

Aber solange wir weiter swipen, werden wir immer nur oberflächliche Verbindungen finden und das ist der wahre Preis, den wir für unsere Swipe-Sucht zahlen.

Elda Kovacevic seziert das moderne Leben mit der Präzision eines Chirurgen, der längst aufgehört hat, an Wunder zu glauben und der Eleganz einer Frau, die selbst im emotionalen Schlachtfeld noch stilecht Parfüm trägt. Ob Dating-Dramen, die sich anfühlen wie schlecht geschnittene Indie-Filme, Interior-Illusionen, die mehr versprechen als sie liefern, oder Arbeitsplatztragödien, die so absurd sind, dass sie eigentlich Kabarett sein müssten Elda verwandelt jedes Chaos in klare Worte und jede unbequeme Wahrheit in lesbare Kunst. Sie schreibt, als würde sie den Staub aus gesellschaftlichen Ecken pusten, in denen sich seit Jahrzehnten niemand mehr getraut hat hinzuschauen. Für alle, die Stil lieben, Wahrheit ertragen und Bullshit schon aus ästhetischen Gründen konsequent ablehnen.