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Die große Liebe finden? … von falschen Fundorten und anderen Märchen

„Die große Liebe finden? Leichter, als auf Tinder ein anständiges Bio zu entdecken“ So lautete jüngst das seufzende Resümee einer Freundin, die nach 117 belanglosen „Hey, wie geht’s?“-Chats bereits begann, die Entdeckung der Penicillin-Schimmelkolonie als romantischer zu empfinden als das digitale Balzritual anno 2025. Und doch rattert der Daten-D-Zug unbeirrbar weiter:

alsoooo ….. die große Liebe finden? Das scheint fast leichter zu sein, als auf Tinder ein brauchbares Bio aufzustöbern.“ Doch nicht das leere Profilfeld ist das Problem, sondern unsere Vorstellung, Liebe sei ein verlorenes Fundstück, das man irgendwann zufällig aufliest. Dieser Satz „Ich habe die Liebe meines Lebens gefunden“ hat mich als artistisch-veranlagte Menschen schon immer irritiert. Wie soll das bitte funktionieren? Hat jemand die Liebe ausgesetzt, weggeworfen, wächst sie wie Gänseblümchen aus dem Asphalt?

Also frage ich mich: Warum suchen wir überhaupt und wonach genau?

Die Realität sieht ernüchternd aus: Jemand gefällt uns, doch dieser jemand hat bereits eine Geschichte vielleicht gefällt man sich gegenseitig, aber Liebe ist das noch lange nicht. Liebe entsteht erst, wenn man den anderen wirklich kennt, wenn Respekt, Zeit, Geduld, guter Wille und nicht zu vergessen eine gehörige Portion Glück zusammenkommen. Insgeheim wünschen wir uns wohl alle ein bisschen Hollywood-Glamour: Retro-Romantik, Postkartenküsse unter Laternenlicht, Hand in Hand, ohne tatsächlich zu wissen, was der andere denkt oder wer er in der Tiefe ist. Am liebsten schnell, komplikationslos und ohne echten Einsatz.

Vorgestern …

irgendwann zwischen Feierabend und einem leicht melancholischen Spaziergang durch das Halbdunkel der Vorstadtstraßen, wurde ich Zeuge einer Szene, die sich leiser, aber eindringlicher in mein Gedächtnis eingebrannt hat als manch dramatisch inszenierter Heiratsantrag auf Social Media. Ein älteres Paar sagen wir: zwei vom Leben weichgeschliffene Steine, die einander nicht mehr polieren müssen stand draußen vor dem Geschäft, aus dem ich gerade kam. Ich hatte sie zuvor drinnen beobachtet: ein sprödes Kabinenspiel aus Geduld, körperlicher Einschränkung und gegenseitiger Fürsorge. Sie, sichtbar erschöpft, aber mit jenem unbeirrbaren Stolz ausgestattet, den nur Menschen kennen, die sich das Gehen zurückerkämpfen müssen. Er, mit der stoischen Ruhe eines Mannes, der keine Heldenpose braucht, um treu zu sein. Zwei Stunden lang half er ihr beim Anziehen, beim Ausziehen, beim wieder Anziehen nicht genervt, nicht gehetzt, sondern in einer fast rituellen Selbstverständlichkeit, als sei Liebe nichts, was man fühlt, sondern etwas, das man tut…. Immer wieder!

Und da standen sie nun. Mit Rollator. Ohne Aufsehen. Ohne Instagram-Filter. Einfach nebeneinander. Und ich dachte: Vielleicht ist das Liebe. Oder jedenfalls das, was davon übrig bleibt, wenn alle Theorien und Tinder-Bios verdampft sind.

Der Kontrast dazu ist bitterkomisch: Wir, die Generation Match und Unmatch, suchen nach der „Großen Liebe“, als wäre sie ein verlegter Haustürschlüssel, der irgendwo im Sofaspalt zwischen Wochenendtrip und Existenzkrise verschwunden ist. Aber was genau meinen wir damit eigentlich? Wollen wir wirklich jemanden kennenlernen oder einfach nur jemanden haben? Möglichst unkompliziert, makellos, emotional wartungsfrei?

Wir sagen: „Ich habe die Liebe meines Lebens gefunden“ als hätten wir sie zufällig auf dem Bürgersteig entdeckt, zwischen einem verlorenen AirPod und einem Coffee-to-go-Becher. Vielleicht saß sie ja da, die Liebe, angelehnt an einen Laternenpfahl, leicht frierend, aber bereit, endlich mitgenommen zu werden. Was für ein romantisches Märchen. Und was für ein Unsinn.

Liebe lässt sich nicht „finden“ wie ein verlorenes Passwort. Sie entsteht langsam, leise, manchmal unbeholfen. Sie wächst, wo man einander kennt nicht nur die Lieblingsfarbe oder das bevorzugte Sushi-Restaurant, sondern die leisen Risse im Selbstbild, die unsexy Seiten, die Eigenheiten, die bleiben, auch wenn der Dopaminrausch längst im Sinkflug ist. Und ja ich spreche aus Erfahrung. Früher war ich ein verbales Feuerwerk mit Dauerzündung, ein lebendiger Podcast auf zwei Beinen. Heute bin ich einfach froh, wieder in vollen Sätzen sprechen zu können. Nicht jeder Bruch im Leben ist poetisch. Aber er ist oft aufschlussreich. Er zeigt, wer bleibt, wenn der Applaus verklungen ist. Wer zuhört, wenn man selbst kaum noch Worte findet. Und wer dann nicht geht.

Ein Kunde im Laden erzählte mir neulich, er habe seiner Frau untersagt, ihn im Pflegefall zu besuchen falls er einmal dement werde. „Soll sie sich das nicht antun“, sagte er. Trocken wie Knäckebrot. Ich erwiderte vorsichtig: „Vielleicht würde sie ja gar nicht für Sie kommen. Sondern für sich.“ Er blickte mich an, als hätte ich ihm ein besonders absurdes Konzept vorgeschlagen wie vegane Leberwurst oder Beziehungsgespräche vor dem ersten Kaffee. „Braucht sie nicht“, sagte er.

Und wieder: Diese seltsame Architektur mancher Beziehungen. Als wären sie aus lauter Wenn-dann-Klauseln gebaut. Wenn du schön bleibst. Wenn du gesund bleibst. Wenn du mich brauchst aber bitte nicht zu sehr. Manch einer baut seine Partnerschaft wie ein Fertighaus: praktisch, bezugsbereit, austauschbar. Aber eben auch: zugig, wenn’s stürmt.

Was bleibt, ist der Respekt. Nicht der höfliche, angelernt und situationselastisch. Sondern der tiefe, stille Respekt, der im Zweifel aufsteht, wenn der andere fällt. Der weiß, wann man hilft, ohne zu fragen. Der nicht nur „Ich liebe dich“ sagt, sondern auch „Ich kenne dich. Und ich bleib.“ Liebe, so scheint es, ist heute oft ein Lifestyle-Konzept mit eingebautem Exit-Knopf. Wer sich darauf einlässt, hofft auf emotionale Rendite bei minimalem Einsatz ein bisschen wie Aktienkauf ohne Marktrisiko.

Aber Liebe ist kein Start-up. Sie ist eher ein altes Familienunternehmen. Sie verlangt Schweiß, Verständnis, Geduld und gelegentlich die Bereitschaft, seine Erwartungen auf Diät zu setzen.

Und dennoch glauben wir an sie. Vielleicht, weil wir insgeheim wissen: Das Leben ist zu lang, um es mit funktionalen Arrangements zu verbringen. Und zu kurz, um es mit halber Hingabe zu verschwenden. Nichts ist von Dauer, doch wer einen Menschen tief und aufrichtig respektiert, trägt diesen Respekt und vielleicht auch die Liebe bis in alle Ewigkeit. 14 Millionen aktive Dating-App-Profile in Deutschland (Quelle: statista.com, April 2025), Ø 7 Sekunden bis zum ersten „Swipe Left“ (Quelle: Eigenbeobachtung während einer Berliner U-Bahn-Fahrt, wo die Daumen schneller zuckten als die Klimaanlage pusten konnte), Gefühlte 0,3 Promille treffsichere Bios, in denen mehr steht als „Work hard Play harder 1,92 m – keine Angst vor Hunden“.

Das allein wäre noch kein Drama; schließlich gab es schon zu Omas Zeiten kuriose Kontaktanzeigen („Jüngere Witwe sucht braven Herrn mit Landwirtschaft. Beiliegende Kartoffel als Größenvergleich.“). Neu ist die rasende Vervierfachung des Angebots, die paradoxerweise zu einem emotionalen Ramsch-Gefühl führt ein Phänomen, das Psycholog*innen „Choice Overload“ nennen. Zu viele Sorten Marmelade im Regal, und niemand greift mehr beherzt zu.

Ich sehe das täglich, wenn ich idealistisch wie ein Waldorfpädagoge auf Koffein meine 88 Matches nach substanziellen Profiltexten durchforste und mich dabei fühle wie ein Trüffelschwein im veganen Supermarkt: Alles riecht nach Tofu, aber Trüffel? Fehlanzeige.

Die Castingshow der einsamen Herzen

„Wer suchet, der findet“, sagt die Bibel. 2025 klingt es eher nach: „Wer suchet, begräbt sein Akku unter Push-Benachrichtigungen.“

Das urban-nomadische Beuteschema

Da wäre der Freelancer-Flaneur, der beschwört, „Orte sind nur Koordinaten“, und bereits auf drei Kontinenten denselben minimalistischen Esstisch aus Furniersperrholz besitzt. Emotionale Bindung? Gern, aber bitte kompatibel mit Handgepäck.

Die karriereoptimierte Quantifiziererin

Ungefähr vierzig Prozent meiner Dates beginnen mit KPI-Fragen: „Wo siehst du dich in fünf Jahren?“; „Wie viele Steps sammelst du täglich?“; „Kannst du remote lieben?“ Ich stelle mir vor, wie sie nach jedem Treffen eine Excel-Pivot-Tabelle füllt und meinen Charme-ROI berechnet.

Der nostalgische Rom-Com-Konservator

Er (oft: Museumsmitarbeiter oder Retrogamer) glaubt an Kassetten-Mixtapes, hat aber ironischerweise das Klingeln seines Smartphones auf 1980er-Telefonat-Glocke programmiert. Ein Herz aus Vinyl, aber wehe, die Platte springt.

All diese Figuren suchen nicht eigentlich Liebe, sondern so meine Vermutung eine Art kuratierten Selbst-Meme, das im Feed ihrer Selbstwahrnehmung möglichst makellos performt. Liebe wird dabei zum Accessoire, nicht zum Abenteuer. Die Soziologie nennt das „Romantic Capitalism“. Ich nenne es „Netflix-Abo mit Kuschelfunktion“.

Vom Marktplatz zum Marktplattform

Früher traf man sich beim Tanztee, in der Kirche oder auf dem Bremerhavener Wochenmarkt (ja, ich erinnere mich an den Duft der Erdbeeren, der kichernde Schnack der Gemüsebauern und den subversiven Reiz, beim Kartoffel-Zwiebel-Kauf einen Seelenverwandten abzuschleppen). Heute: Standortfreigabe an, Dating-App auf, Radius 12 km.

Der Algorithmus als Amor

Laut einer Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung (Februar 2025) vertrauen 62 % der 25- bis 40-Jährigen darauf, dass Algorithmen besser wissen, wer zu ihnen passt, als der eigene Freundeskreis. Das nennt man Delegation des Bauchgefühls. Ich delegiere ja auch nicht meine Zahnhygiene an die Pommes-Bude – warum also meine Herzensangelegenheiten an Code-Zeilen?

Swipe-Fatigue und Thumb-Tendinitis

Orthopäd*innen berichten von zunehmenden Daumensehnenscheidenentzündungen. Die Krankenkasse könnte gleich das „Tinder-Taping“ in den Leistungskatalog aufnehmen. Liebe tut eben weh – heute nicht mehr im Herzen, sondern im Gelenk.

Ghost Towns & Zombie-Matches

Kennen Sie das: Sie schreiben „Lust auf Kaffee?“ zwei blaue Häkchen … Stille. Drei Wochen später: „Sorry, war busy. Wie geht’s?“ Dieses digitale Fegefeuer aus Halbtoten ist schlimmer als jede Romanverschmähung des 19. Jahrhunderts. Damals kam wenigstens ein höflicher Absage-Brief per Kutschpost.

Von der Verwechslung der Platzhalter

Hier kommt der Kern der Misere: Wir jagen Illusionen.

Attraktivitätsfalle

Neuro-Forscher*innen haben 2024 mittels fMRT gezeigt, dass schon 0,4 Sekunden nach einem attraktiven Foto das Belohnungszentrum aufleuchtet. Blöd nur, dass das gleiche Areal auch auf Schokoladeneis reagiert. Mit anderen Worten: Mein Hirn verwechselt die potenzielle Mutter meiner hypothetischen Kinder mit einer Kugel Stracciatella.

Die Bio-Lücke

Ironie des Aufmachers, Teil I: Nicht das Bio–Feld ist leer, sondern die Vorstellung, dass Liebe ein Fundstück sei wie ein verlorener AirPod im Regionalzug. Aber Liebe ist ein Konzept in Bewegung, kein Gegenstand. Sobald man glaubt, sie gefunden zu haben, verhält sie sich wie Quantenteilchen: Die Beobachtung verändert den Zustand und – zack – schon sind wir im Wellen-Teilchen-Dilemma der Gefühle.

HollywoodHalluzination

Die „One true Love“-Erzählung ist Popkultur-Propaganda: Disney & Co. verkaufen uns False Advertising seit 1937 („Schneewittchen“) und wirft uns 2025 noch Musical-Remakes hinterher. Dabei belegt die Paarforschungs-Langzeitstudie PAIRfam (Uni Chemnitz, 2023), dass nur 11 % der Paare ihr erstes Treffen als „Liebe auf den ersten Blick“ labeln und knapp 80 % dieser 11 % trennten sich innerhalb von fünf Jahren. Kurz: Der Blitzschlag ist eine Pyro-Show, kein Fundament.

Der IKEA Baukasten der Beziehungskunst

Jetzt zur Praxis, illustriert durch drei dramatische, aber verbürgte Miniaturen…

Der Latte-Macchiato-Gatekeeper

Caro (31) und Ben (33) matchen wegen identischer Lieblings-Buchzitate. Drei Dates später sitzt Ben in Caros Wohnung, staunt über deren penibel sortierte Gewürzregale und flötet: „Krass, wie ordentlich du bist.“ Caro antwortet genervt: „Das liegt an meiner Zwangsstörung.“ Ben lacht – hält es für Ironie. Zwei Wochen später ghostet er sie – Diagnose: Commitment-Phobie bei akutem Prioritäten-Blindflug. Moral: Respekt beginnt, wo der Witz endet.

Der Poly-Surfer im Monogamie-Riff

Jakob (28) glaubt, Dating-Apps seien ein Buffet. Er datet Lisa, Nina, Tom in Parallel-Tabs wie Browser-Fenster. Als Nina ihn fragt, „Was sind wir?“, murmelte er: „Zwischen Headline und Subline.“ Sie verlässt das Café, er hinterher – Stopp: Glasschiebetür! Jakob prallt voll dagegen, Nasenbein angeknackst. Der Arzt notiert: „Kollision mit Realität.“ Vielleicht die schönste physische Metapher für emotionale Grenzen.

Die Zeitlupen-Liebe im Reha-Zentrum

Else (82) leidet an Hüftfraktur, ihr Gatte Karl (86) begleitet sie täglich. Er flicht ihr das Haar, zählt leise ihre Schritte. Sie nennt ihn „mein Lehnstuhl“; er sie „meine Königin“. Neulich fragte ich Karl, ob er noch an „große Liebe“ glaube. Er lachte, ein Faltenfeuerwerk: „Junge, die findest du nicht. Die baust du.“

Hier liegt der Unterschied zwischen Swipe-Romantik und Pflege-Realität: Klick mich-liebig vs. Trag mich-liebend.

Dazwischen: Empirische Stützpfeiler

Bindungstheorie (Bowlby revisited, 2022-Update): Sicher gebundene Menschen verarbeiten Zurückweisung schneller, lassen sich weniger durch App-Absagen verunsichern.

Investment Model (Rusbult, 2023-Metaanalyse): Konkret investierte Zeit, gemeinsame Erlebnisse und Zukunftspläne sagen die Beziehungsdauer besser voraus als Aussehen oder sozioökonomischer Status.

Glücksformel (Lyubomirsky & Killingsworth, 2024): 40 % des dauerhaften Wohlbefindens resultieren aus intentionaler Aktivität – sprich: Wie man miteinander umgeht, nicht wer man ist.

Kurz gesagt: Die Liebe ist weniger Schatzsuche als Schreibtisch-Schreinerarbeit – mäßig glamourös, massiv wirkungsvoll.

Warum Suchen allein nicht genügt

Ich gestehe: Auch ich ertappe mich, wie ich virtuelle Models „like“ nur um anschließend die Selbstachtung mit Ben & Jerry beschwichtigen zu müssen. Doch dann erinnere ich mich an Karl und Else. Liebe ist:

Zeit (nachweislich knappes Gut seit Homo sapiens das Licht des Smartphones erblickte),

Aufrichtiges Interesse (nicht zu verwechseln mit profiloptimiertem Small-Talk),

Fehlertoleranz (Update: Niemand ist bug-frei).

Erstes Tinder-Date vs. Bewerbungsgespräch: 86 % der Befragten (Uni München, 2024) bereiten sich weniger auf das Date vor als auf ein Job-Interview. Das erklärt, warum Viele einen Partnerin finden wie ein Startup eine Seed-Runde: mit aufgeblasenen Versprechen und ohne tragfähiges Geschäftsmodell. Ghosting ist die „Stille Treppe“ der Erwachsenenwelt: Pädagog*innen raten Kleinkindern davon ab, doch über 70 % der 20- bis 35-Jährigen praktizieren es (YouGov, 2025). Das nennt man: entwicklungspsychologischer Rückschritt auf High-Resolution-Display.

„Hochzeits-Hashtag“ vs. „Haushalts-Häkchen“: Paare, die viel Social-Media-Liebescontent posten, streiten laut einer Studie der Uni Kopenhagen (2023) signifikant häufiger über Putzpläne als Paare ohne Insta-Beweisführung.

Epilog Bauanleitung für die schwerste Leichtigkeit

„Liebe lässt sich nicht finden, weil sie kein verlorener Gegenstand ist. Sie lässt sich aber bauen – wenn man den Bauplan riskiert.“

Entkomplizieren Statt hundert Filter für das „perfekte“ Gegenüber: ein einziger Test, ob wir einander zuhören können ohne inneren Monolog.

Verlangsamen

Die Psychologie des „Slow Dating“ zeigt: Längere Nachrichtenaustausch-Phasen vor dem ersten Treffen korrelieren mit tieferer Selbstoffenbarung. Nicht sexy, aber nachhaltig.

Kollaborieren statt Konsumieren

Liebe ist nicht Netflix on Demand, sondern Open-Source-Projekt. Fehler melden, Pull Requests stellen, gemeinsam Debuggen.

Update pflegen

Sprich: Den Menschen nicht an seiner 2025-Version festnageln. Wir ändern uns hormonell, beruflich, mental. Wer nicht versioniert, verliert.

Schlusswort von Staubsaugern, Regentagen und meiner Demut

Manchmal stehe ich im Supermarkt vor dem Regal der 28 Ketchup-Sorten und greife zur billigsten, gerade weil die Entscheidung schmerzt. Liebe darf nicht so enden. Wenn wir weiterhin zwischen Avocado-Toast und Algorithmus nach Instant-Couples suchen, verpassen wir das Beste: Die langsame, aber grandiose Kunst, sich gegenseitig die für eine Kruste nötige Wärme zu geben.

Also: Statt den nächsten Swipe zu riskieren, greife ich heute zum Telefon, rufe die Person an, die mir gestern ein schlechtes Wortspiel geschickt hat, und frage, wie ihr Tag war ohne GIF, ohne Filter, ohne Vorbereitung. Vielleicht bauen wir daraus nichts weiter als ein nettes Gespräch. Oder wir montieren heimlich die erste Schraube an einem Liebesmöbel, das sich nicht „findet“, sondern zusammensteckt.

Und sollten wir scheitern, tröstet mich die Erkenntnis: Ein anständiges Bio zu entdecken mag schwer sein aber echte Nähe zu gestalten ist am Ende nur so kompliziert, wie wir es programmieren.

Elda Kovacevic seziert das moderne Leben mit der Präzision eines Chirurgen, der längst aufgehört hat, an Wunder zu glauben und der Eleganz einer Frau, die selbst im emotionalen Schlachtfeld noch stilecht Parfüm trägt. Ob Dating-Dramen, die sich anfühlen wie schlecht geschnittene Indie-Filme, Interior-Illusionen, die mehr versprechen als sie liefern, oder Arbeitsplatztragödien, die so absurd sind, dass sie eigentlich Kabarett sein müssten Elda verwandelt jedes Chaos in klare Worte und jede unbequeme Wahrheit in lesbare Kunst. Sie schreibt, als würde sie den Staub aus gesellschaftlichen Ecken pusten, in denen sich seit Jahrzehnten niemand mehr getraut hat hinzuschauen. Für alle, die Stil lieben, Wahrheit ertragen und Bullshit schon aus ästhetischen Gründen konsequent ablehnen.