elda.INK – Artistic Mind Lab

die wahrscheinlich nie in ihrem Leben ein ungefiltertes Foto gepostet haben...

Wer hat eigentlich entschieden, dass ein Leben erst dann zählt, wenn es aussieht wie das Moodboard einer Luxusmarke? Wer hat unterschrieben, dass unsere Haut porenlos, unser Lebenslauf lückenlos und unsere Beziehungen drama-frei zu sein haben? Willkommen in der Ära der neurotischen Hochglanz-Lüge, deren einziger Auftrag lautet: Tue so, als wärst du das Werbeplakat für ein Leben, das du gar nicht führen willst.

Es gibt diesen einen, unausgesprochenen Gesellschaftsvertrag, den jeder unterschreibt, ohne ihn jemals zu lesen: Sei perfekt oder tu zumindest so, als wärst du es. Perfekt aussehende Produkte, makellose Menschen, fehlerfreie Karrieren alles verpackt in einer Hochglanzillusion, die so echt wirkt wie ein gefiltertes Selfie bei schlechtem Licht.

Stellen wir uns vor, Perfektion sei eine Person. Sagen wir, eine Art neurotischer Butler, der mit penibler Akribie die Falten aus deinem Hemd bügelt, während er dir mit verkniffenem Lächeln ein Protokoll deiner letzten zehn Fehler präsentiert. “Oh, du hast letzte Woche vergessen, die Pflanzen zu gießen? Ich habe eine Statistik dazu erstellt. Dein Durchschnitt im Pflanzenversagen liegt bei 87,4 %. Aber keine Sorge, ich bin sicher, du wirst es irgendwann schaffen!”

Perfektion ist eine Illusion, erschaffen von Menschen, die wahrscheinlich nie in ihrem Leben ein ungefiltertes Foto gepostet haben…

Woher kommt dieser Wahnsinn?

Perfektionismus ist kein Zufallsprodukt. Er ist das Resultat jahrhundertelanger Sozialkonditionierung, cleverer Marketingstrategien und einer tief verwurzelten Angst, als unzureichend zu gelten.

Schon in der Antike mussten sich Statuen makellos in den Marmor hämmern lassen und wehe, die Nase war nicht symmetrisch!

Da half es auch nicht, wenn der Bildhauer schrie: “Das ist halt mein Stil!” Heute ist es nicht anders: Eine kleine Hautunreinheit? Ein Filter kann das. Ein kleiner Karriereknick? Schreib es um in “unerwartete Wachstumsphase”.

Eine Beziehung gescheitert? “Ich brauchte einfach Zeit für mich selbst.”

 

 

 

Was genau ist überhaupt Perfektion?

Wenn Perfektion eine Immobilie wäre, wäre sie ein wunderschönes Schloss, das nur auf Bildern existiert, weil der Bauherr irgendwann merkte, dass er kein Fundament hat. Es ist das ewige Streben nach einem Ziel, das ständig wegrückt, ein Marathon, bei dem die Ziellinie von einem hyperaktiven Kobold verschoben wird.

 

Moderne Gesellschaften lieben Perfektion.

 

Man verkauft uns die Illusion, dass Perfektion nicht nur erreichbar, sondern auch notwendig ist. Doch Perfektion ist wie ein vierblättriges Kleeblatt selten, zufällig und meistens nur auf Instagram zu finden.

 

 

 

Wie beeinflusst Perfektionismus unser Leben?

Wir leben in einer Welt, in der ein verunglückter Kuchen als “Back-Fail” mit Millionen Klicks gefeiert wird, während ein perfekt dekorierter Kuchen als “normal” gilt. Ironischerweise sind es gerade die Unvollkommenheiten, die uns faszinieren, aber wehe, man gibt sich öffentlich unvollkommen!

Das Streben nach Perfektion zerstört Kreativität.

Wäre Leonardo da Vinci Perfektionist gewesen, hätte er die Mona Lisa vermutlich nie beendet, weil ihr Lächeln einfach nicht exakt symmetrisch ist. Wäre Einstein Perfektionist gewesen, hätte er vermutlich nie die Relativitätstheorie vollendet, sondern sich stattdessen den Rest seines Lebens über einen kleinen Rechenfehler aufgeregt.

 

 

 

 

Warum also streben wir danach?

Perfektion verkauft sich gut. Schönheitsideale treiben ganze Industrien an, Produktperfektion ist der Motor des Kapitalismus, und makellose Lebensläufe sind die Währung des modernen Arbeitsmarktes. Doch hier ist der Clou: Keiner lebt wirklich nach diesen Standards. Die meisten Menschen sind wie Enten an der Oberfläche gleiten sie scheinbar mühlos dahin, während sie unter Wasser wie verrückt paddeln, um nicht unterzugehen.

 

 

 

 

Wie kommen wir aus diesem Dilemma heraus?

Zunächst einmal: Perfektionismus sollte nicht mit Exzellenz verwechselt werden. Exzellenz bedeutet, dass man das Beste gibt, ohne sich an einer unmöglichen Norm zu orientieren. Perfektionismus hingegen ist wie ein GPS, das dir ständig “Bitte wenden” sagt, obwohl du bereits am Ziel bist.

 

 

Der beste Weg, um aus dem Perfektionswahn auszubrechen?

Feiere das Chaos!
Mach Fehler!
Sei stolz auf deine Schrammen, deine Lachfalten und deine unperfekten Momente.
Denn in Wahrheit sind es genau diese Dinge, die dich einzigartig machen.

 

 

Perfektion ist eine gut verpackte Lüge

Wenn du das nächste Mal einen vermeintlich perfekten Moment siehst sei es ein Instagram-Bild, ein makelloser Lebenslauf oder eine fehlerfreie Fassade erinnere dich daran, dass Perfektion oft nur eine gute Beleuchtung und ein geschickter Winkel ist.

Also, lass uns einen Toast auf die Unvollkommenheit aussprechen die wahre Würze des Lebens! Prost!

 

 

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elda.INK

Elda Kovacevic verbindet scharfsinnige Analyse mit ästhetischem Feingefühl. Als Digital Publisher & Kolumnistin schreibt sie über moderne Lebensstile, menschliche Psychologie und die Kunst, sich in einer lauten Welt stilvoll zu behaupten. Mit einem unverwechselbaren Mix aus Humor, Tiefgang und provokanter Eleganz bringt sie komplexe Themen auf den Punkt authentisch, reflektiert und immer mit einer Prise sarkastischer Wahrheit.

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hier werden Büro-Märchen Datingdramen, und Interior-Katastrophen auseinander hepflückt wie ein Sonntagsbraten fachgerecht, humorvoll und mit der nötigen Würze Arroganz. Nichts für Zartbesaitete, aber ideal für Menschen mit Geschmack und Rückgrat.