
In den meisten Unternehmen braucht es keinen Thriller auf Netflix die spannendsten Manipulationsplots laufen täglich um 09:30 Uhr im Statusmeeting. Die Figuren sind bestens bekannt: Projektleiter:innen, die „nur das Beste fürs Team“ wollen, Kolleg:innen, die „viel zu sensibel für dieses Klima“ sind, und Führungskräfte, die glauben, sie hätten alles im Blick, während ihnen unter dem Tisch die Realität neu verkabelt wird.
Die Frage „Wie manipulieren Narzissten?“ klingt nach Boulevard. In Wahrheit ist sie eine nüchterne Organisationsfrage.
Narzissten im arbeitspsychologischen Sinn sind keine Filmmonster. Es sind Menschen, deren Selbstwert so stark von Spiegeln abhängt, dass sie beginnen, die Spiegel zu kuratieren. Und genau dort beginnt das Spiel: nicht mit großen Intrigen, sondern mit kleinen, hochpräzisen Eingriffen in Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Deutungshoheit.
Manipulation beginnt selten mit einer Lüge sondern mit einer sehr geschickten Betonung.
In Organisationen mit hoher Komplexität und wenig Klarheit sind narzisstische Strukturen fast schon effizient: Sie füllen jede Lücke, in der Führung lieber moderiert als entscheidet.
Der typische manipulative Narzisst im Corporate-Kontext tritt selten als Karikatur auf. Eher als:
Gemeinsam haben diese Profile weniger Brutalität als Eleganz. Sie sind anschlussfähig, charmant, interessiert. Sie sehen, was Führung hören will und liefern exakt diese Version der Realität. Der Preis dafür ist unsichtbar, aber hoch: Die Organisation verliert ihren inneren Kompass und richtet sich an der Perspektive der lautesten Spiegelhalter aus.
„Wer die Geschichte erzählt, führt auch ohne Titel.“
1. Das vertrauliche 1:1 mit der Führungskraft
Hier wird nicht geschrien, hier wird dosiert. Kleine Bemerkungen, scheinbar besorgt:
„Ich mache mir wirklich Sorgen um XY, da stimmt etwas nicht.“
Die Aussage ist nie konkret genug, um widerlegt zu werden, aber präzise genug, um einen Schatten zu werfen. Aus einer Person wird langsam eine „Thematik“.
2. Der informelle Flurkanal
Zwischen Tür und Aufzug entstehen die entscheidenden Frames:
„Hast du auch das Gefühl, dass…?“
So werden Stimmungen nicht beschrieben, sondern gebaut. Führungskräfte, die „nah dran“ sein wollen, verwechseln dieses Rauschen leicht mit Realität.
3. E-Mails mit geschickt gesetzten CCs
Eine Nachricht, in der ein vermeintliches Missverständnis „der Vollständigkeit halber“ geklärt wird dezent mitsamt Empfängerkreis, der garantiert für spätere Rückfragen zur Verfügung steht. Offiziell: Transparenz. In der Wirkung: Vorverurteilung mit Archivfunktion.
4. Inoffizielle Allianzen im Projekt
Hier wird subtil mit Zugehörigkeit gehandelt:
„Wir zwei ziehen hier den Karren die anderen… naja.“
Das „Wir gegen die“-Narrativ ist das Lieblingsinstrument narzisstischer Dynamiken. Es kostet wenig und bindet maximal.
Konflikte werden nicht gelöst, sie werden in Versionen aufgeteilt.
Narzisstische Manipulation ist kein Hexenwerk, sondern ein Set psychologischer Standardtricks. Elegant verpackt, aber erstaunlich konsistent.
1. Idealisierung und Entwertung
Am Anfang steht häufig eine Phase der Überhöhung:
„Endlich mal jemand, der verstanden hat, worum es geht.“
Neue Kolleg:innen, Vorgesetzte oder Entscheider werden auf ein Podest gehoben, das nie tragfähig war. Die Bindung entsteht über besondere Nähe, exklusive Einblicke, das Versprechen von Gemeinsamkeit.
Sobald diese Nähe nicht mehr zahlt etwa, weil jemand Grenzen setzt oder andere Perspektiven einbezieht kippt das Bild. Aus dem „Genie“ wird „schwierig“, „instabil“, „nicht belastbar“. Die Person hat sich nicht verändert. Nur die Erzählung.
2. Gaslighting in der Business-Version
Hier geht es nicht um dramatische Reality-TV-Szenen, sondern um Millimeterarbeit an der Wahrnehmung.
– Aussagen werden im Nachhinein umgedeutet: „Das habe ich so nie gesagt.“
– Vereinbarungen verschwinden im Nebel: „Ich kann mich daran nicht erinnern.“
– Kritik an diesem Muster wird sofort pathologisiert: „Du siehst die Dinge gerade sehr verzerrt.“
Das Ziel ist nicht, die Realität komplett auszutauschen. Es reicht, Zweifel zu säen: an der eigenen Wahrnehmung, am eigenen Urteil.
Ein Team, das sich selbst nicht mehr traut, ist leicht zu steuern.
3. Triangulation – Führung als Spielfeld
Narzissten arbeiten selten direkt. Sie arbeiten über Dritte.
Die Logik ist einfach:
A sagt B, dass C ein Problem ist.
C spürt, dass etwas nicht stimmt, kann es aber nicht adressieren, weil die Nachricht nie offen gefallen ist.
Führung wird zur Schiedsrichterinstanz eines Spiels, dessen Regeln sie nicht kennt.
Das Ergebnis:
– Beziehungen werden fragil.
– Führung findet in Nebenschauplätzen statt.
– Die wirklich wichtigen Themen verschwinden hinter Zwischenmenschlichem.
4. Opferinszenierung als Schutzschild
Wenn Kritik näher rückt, wechselt der manipulative Narzisst die Rolle. Aus dem aktiven Spieler wird das verletzte Opfer.
Die Verantwortung wandert elegant aus dem eigenen Handlungsbereich in die emotionale Robustheit der anderen.
„Wer sich zur verletzlichsten Person im Raum erklärt, kontrolliert das Tempo des Gesprächs.“
Führungskräfte sind keine Roboter. Sie haben Verpflichtungen, Ziele, eigene Unsicherheiten. Studien zur sozialen Kognition zeigen:
Menschen mit Machtpositionen sind nicht per se objektiver sie haben nur mehr Hebel.
Narzisstische Manipulation dockt genau dort an:
Das Belohnungssystem freut sich über Loyalität und Nähe. Das Stresssystem freut sich über scheinbare Klarheit. Kritische Distanz rückt leise in den Hintergrund.
Gleichzeitig reagieren Mitarbeitende auf unterschwellige Bedrohung mit Stressmustern: Hypervigilanz, Rückzug, Anpassung. Das führt zu dem Paradox, das man in vielen Häusern beobachten kann:
Je mehr manipulative Strukturen wirken, desto ruhiger wirken die Sitzungen und desto lauter schreit das System im Verborgenen.
Reife Führung versucht nicht, Narzissten umzuerziehen. Sie verändert die Bedingungen, unter denen Manipulation wenig Rendite bringt. Sie tut das, ohne mit erhobenem Zeigefinger durch die Flure zu laufen eher wie jemand, der die Statik eines Gebäudes überprüft, bevor er neue Möbel bestellt.
1. Radikale Klarheit in Rollen und Entscheidungswegen
Je weniger Grauzonen, desto weniger Raum für „Übersetzungsleistungen“.
Entscheidungen werden dort getroffen, wo Verantwortung liegt nicht dort, wo die emotional stärkste Geschichte erzählt wird.
Klarheit ist kein Stilmittel, sondern Hygienefaktor.
2. Transparenz bei Konflikten aber strukturiert
Konflikte werden nicht individualisiert („XY ist schwierig“), sondern systemisch gespiegelt:
Welche Prozesse, Erwartungen, Kommunikationswege tragen zu dieser Eskalation bei?
Damit fällt ein Großteil des Reizes für narzisstische Manöver weg: Die Bühne verschiebt sich vom Persönlichen zum Strukturellen.
3. Keine Belohnung für dramatische Exklusivität
Informationen, die nur im Flüsterton weitergegeben werden können, werden entweder gemeinsam besprochen – oder sie haben keinen Platz in der Steuerung.
Je weniger „geheime Kanäle“ Ertrag bringen, desto weniger lohnt sich das Invest in ihre Pflege.
„Die beste Prävention gegen Manipulation ist ein System, in dem sie keine bessere Rendite bringt als ehrliche Arbeit.“
Eine Organisation, die intern Narzissmus strukturell belohnt, wird ihn irgendwann auch extern ausstrahlen.
Marken, die nach außen Klarheit, Mut und Haltung versprechen, intern aber manipulative Kulturen tolerieren, erzeugen ein Echo: in Kundenerlebnissen, in Entscheidungen, in Kooperationen.
Führung, die solche Muster erkennt und adressiert, tut nichts „Weiches“. Sie betreibt Risikomanagement.
Denn dort, wo Manipulation ungestört laufen kann, entstehen nicht nur persönliche Schäden, sondern:
Man kann das als „Kollateralschaden“ verbuchen oder als Signal, dass das System dringend auf Werkseinstellungen geprüft werden sollte.
Die schlechte Nachricht:
Narzisstische Manipulation wird nicht verschwinden. Sie gehört zum menschlichen Repertoire, besonders dort, wo unsichere Egos auf unklare Strukturen treffen.
Die gute Nachricht:
Organisationen können entscheiden, wie teuer sie dieses Spiel machen.
Sie können weiterhin an Symptomen arbeiten an einzelnen „schwierigen Personen“.
Oder sie beginnen, die Mechanik dahinter zu sehen:
Die Antwort auf „Wie manipulieren Narzissten?“ ist am Ende weniger ein psychologischer Steckbrief und mehr ein Spiegel für Systeme, die gern glauben, sie seien zu rational für so etwas.
Die eigentliche Führungsfrage lautet deshalb nicht:
„Wie stoppe ich den Narzissten?“
„Wie baue ich ein System, in dem seine Lieblingsstrategien langweilig werden?“
Und das ist die Art Frage, auf die man bei Bedarf sehr gut mit externen Augen, einem klaren Framework und einem Skalpell statt Axt antworten kann.
hier werden Büro-Märchen Datingdramen, und Interior-Katastrophen auseinander hepflückt wie ein Sonntagsbraten fachgerecht, humorvoll und mit der nötigen Würze Arroganz. Nichts für Zartbesaitete, aber ideal für Menschen mit Geschmack und Rückgrat.
21 Comments
der Artikel ist wirklich episch lang, und trotzdem habe ich ihn schon zweimal gelesen das sagt alles. Deine Art zu schreiben ist so spannend, das muss man erst mal schaffen. Du erzählst spannend, man merkt, da steckt noch viel in dir. Lass nicht nach.
Viele Grüße
Lonna.H
krass. Ich dachte immer, solche Manipulation läuft nur in Beziehungen aber es trifft so ziemlich auf mein früheres Großraumbüro zu. Gaslighting und subtile Schuldumkehr das ist leider die heutige Realität. Danke, dass hier Klartext geredet wird
Sehr treffend beschrieben. Besonders der Teil über die emotionalen Lockmittel hat mich abgeholt, weil Manipulation eben nicht mit Geschrei beginnt, sondern mit übertriebener Aufmerksamkeit, Komplimenten und dieser künstlichen Nähe. Viele verwechseln das mit echter Verbindung. Gut, dass du die Dynamik so klar benennst, ohne in Schwarz-Weiß-Denken zu verfallen.
Wenn du kommst, bist du nur Fallnummer 287 im betrieblichen Sammelalbum. Dein Sarkasmus hier ist beißend 😀 Es klingt absurd bürokratisch, fast cartoonhaft und doch spiegelt es die kalte Realität. Lachen oder Weinen? Beides gleichzeitig. „Der Abschnitt über die subtile Erosion des Selbst hat mich regelrecht getriggert im positiven Sinn aber. Viele benennen Gaslighting, aber wenige beschreiben die psychische Müdigkeit, die entsteht, wenn man über Jahre an der eigenen Wahrnehmung zweifelt. Du machst das sichtbar, ohne melodramatisch zu werden. Man merkt hier schreibt jemand, der diesen Prozess verstanden und verarbeitet hat. Danke Elda :*
immer noch die alte Guerilla Queen 👑🔥 das Titelbild hat mich in der Tat angelockt 😅😅😅 dachte, das wäre neue Kunst von dir hätte es aber schon ahnen können, dass es wieder in diese Ecke geht, die dich ganz vereinnahmt hat 😏 Sammelst du heimlich Karma-Punkte? ✨🤔 :D? Oder ist das einfach dein normaler Wahnsinn 🤪?
du triffst extrem präzise die psychologische Spannung zwischen Selbstinszenierung und echter Verletzlichkeit, aber an ein paar Stellen kippt der Text fast ins Dramatische so, als würdest du gleichzeitig entlarven und abladen wollen. Dadurch verliert man kurz Orientierung zwischen Analyse und Emotion. Aber vielleicht ist genau das der Punkt
Ein sehr mutiger Text, der weh tut und gleichzeitig wachrüttelt. Nicht leicht verdaulich aber vielleicht ist er genau deswegen für jemanden notwendig 💥🖤 Manchmal wirken die Sprünge zwischen Ironie und Ernst etwas abrupt fast wie ein emotionaler Schleudersitz
Hab’s nur bis zur Hälfte geschafft zu lesen 😅… sorry, mein Magen ist für sowas einfach nicht gemacht. Trotzdem danke, dass du’s mir geschickt hast interessant ist es definitiv. Der Aufmacher wirkt wirklich stark 🔥 sehr unerwartet und anderes aber typisch du 🙂
an sich doch ein starker, mutiger Artikel, der intellektuell reizt, aber emotional nicht für jeden leicht verdaulich ist
schonungslos, dass man emotional fast „überfrachtet“ wird; der Text zwingt einen zum Hinschauen, bevor man bereit ist 🫣😬 die Analysen sind klug, aber stellenweise so dicht formuliert, dass weniger geübte Leser*innen aussteigen könnten. Manche Passagen wirken, als würdest du bewusst auf maximalen Kontrast setzen, was den Fluss kurz unterbricht
die Metaphern sind brillant gewählt und transportieren die Realität narzisstischer Dynamiken ohne Klischees!
Der Text sitzt. Vielleicht zu gut. Ich fühlte mich permanent zwischen Lachen und Zusammenzucken gefangen.
Der Humor ist stellenweise so schwarz, dass man kurz nicht weiß, ob man folgt oder fällt. Ein klein wenig mehr Leichtigkeit hätte geholfen. Definitiv ein starker Artikel, der viel Mut zeigt. Man merkt, wie tief du in der Materie bist fast schon zu tief 😅. Die psychologische Präzision ist beeindruckend, besonders wie du Dynamiken benennst, die andere nicht mal wahrnehmen.
Respekt.
Du hast mich gebeten, einen kritischen Kommentar dazulassen aber ganz ehrlich, bei so einem brillant geschriebenen Artikel wird das fast unmöglich. Dein Stil ist präzise, geistreich und an manchen Stellen messerscharf. Den Artikel kann man kaum kritisieren sprachlich und inhaltlich einfach top. Unglaublich klare Analysen, starke Beispiele. Nur beim Teil „Neben Psychopathen dumm spielen“ bin ich raus.
Fachlich ist das sehr heikel, weil Unterwerfung solche Persönlichkeiten eher triggert. Sie testen Grenzen und wenn man sich klein macht, geben sie erst richtig Gas! Nur damit du’s auf dem Schirm hast.🧠✨
Raid, danke dir für dein ehrliches Feedback, genau solche Rückmeldungen wollte ich hören. Und glaub mir, ich weiß, wie heikel dieser Punkt ist. Du hast absolut recht: Unterwerfung triggert psychopathische Strukturen oft noch mehr. Diese Menschen lesen „klein machen“ nicht als Strategie, sondern als Einladung, weiterzugehen. Das sehe ich genauso.
Warum ich es trotzdem erwähnt habe?
Weil ich aus Erfahrung weiß, dass viele Betroffene instinktiv in diesen Modus rutschen nicht aus Schwäche, sondern aus Selbstschutz. Für manche ist dieses „dumm spielen“ eine kurzfristige Notlösung, um sich aus akuten Situationen heil rauszumanövrieren. Aber ja: nachhaltig ist das nicht, und schon gar kein Power-Move. Kurzfristig ist es nur ein Trick, langfristig schon ehr riskant.
Das Problem in solchen Situationen ist, dass man seine Authentizität nicht zeigen darf, weil Cluster-B-Personen darauf basierend maßgeschneiderte Systeme entwickeln. Sie lesen und studieren dich, um dich auf deren Spielfeld Niveau runterzubringen . Nicht jeder kann eine doppelte Persönlichkeit vorspielen das ist unter anderem enormer Stressfaktor. Und ich weiß, wovon ich rede: Nicht immer gewinnt man das Spiel, selbst wenn das Motto lautet: THE NAME OF THE GAME is AUTHENTICITY. 😅Es gibt Situationen, da hilft nur das Machiavelli-Lehrbuch. In besonderen Situationen muss man freundlich nicken, während man innerlich Schach spielt
Ich werde den Artikel am Samstag nochmal überarbeiten 📝. Bis dahin habe ich denke ich genügend Kritikpunkte gesammelt und kann eine saubere Version am Sonntag veröffentlichen.
Ich nehme deinen Hinweis definitiv mit danke fürs Geradeaussein. Und danke euch allen für die schönen Worte zum Rest des Artikels. Das liest man nicht einfach nur, das fühlt man 🙏
Nein, bitte, so etwas sollte man wirklich nie tun. Ich spreche da aus jahrzehntelanger psychologischer Praxis: Wer vorgibt, jemand anderes zu sein, erzeugt nur inneren Stress und kognitive Dissonanz so dass man dadurch nur anfälliger für Manipulation wird, auch langfristig sein Selbstwertgefühl gefährdet. Authentizität ist der einzige echte Schutz!!!! ******ALLES andere ist ein psychisches Minenfeld. Auch kurzfristig würde man Angst, innerliche Zerrissenheit und Erschöpfung entwickeln. Meine Devise nach 57 Jahren Lebens- und Berufserfahrung ehrlich bleiben, auch wenn es schwer ist. Schauspielerei schützt niemanden sie kostet nur Kraft. Ich würde dir empfehlen, diese Passagen sofort zu überarbeiten, bevor jemand sie missversteht.
Genau deshalb bin ich so kritisch bei solchen „Hobbypsychologen“-Ratgebern. Solche Artikel setzen oft unwissentlich falsche Ansätze und führen die Leser eher in die Irre, statt zu helfen. Der Artikel hat einen guten Aufmacher, das muss man lassen, aber an dieser Stelle hätte es auch einfach STOPPEN müssen. Die Thematik wird alles andere als fachlich fundiert dargelegt vieles wirkt eher wie persönliche Erfahrung und emotionale Interpretation. Das ist schade, weil die Leser dadurch falsche Erwartungen entwickeln könnten.
das gleiche habe ich auch gedacht. Ich weiß, wie wichtig Elda das Thema ist, doch manchmal unabhängig davon, wie toxisch oder destruktiv Cluster-B-Muster sein mögen sind sie im Grunde wie die Prüfzellen auf einem Motherboard: Sie testen, ob die anderen Komponenten intakt sind. Und oft wollen wir uns nicht eingestehen, dass wir alle ein Stück aus einem „Nest“ programmiert wurde, das genau diese Zellen triggert, um uns zu prüfen. Ich weiß, diese Sichtweise wird nicht schmecken, aber wer sie versteht, wie komplex und tiefgreifend menschliche Dynamiken wirklich sind vielleicht finden den Notausgang :/
ich verstehe, was du meinst, aber ganz ehrlich: Cluster-B testen andere nicht bewusst wie Prüfzellen. 😅 Ja, sie entwickeln Strategien, um andere zu lesen und zu manipulieren. Aber systematisch wie ein Computer? Nicht ganz. Es ist eher ein emotional getriebenes Testen: Reaktionen prüfen, Grenzen austesten, Vorteile sichern. Klar, strategisch, aber immer mit egeninteresse und Instinkt, nicht neutral oder rational. ClusterB beobachten, testen Reaktionen und nutzen Muster, um Kontrolle zu gewinnen das wirkt systematisch. Aber: Es ist keine objektive, rationale Systematik wie bei einem Computer, sondern eher ein adaptives, emotional getriebenes „Prüfsystem“, das auf Eigeninteresse basiert. Psychologisch agieren sie impulsiv und manipulierend, nicht systematisch. Triggerthemen aus der Vergangenheit stimmen nur dass es kein bewusstes Prüfspiel ist, ok Also ja, Strategie ist da, aber immer mit Eigeninteresse und nicht objektiv-neutral.
Liebe Elda,
danke für den Link zu deinem Artikel. Ich habe ihn gelesen und finde im Großen und Ganzen wunderbar geschrieben. Dennoch muss ich mich den anderen Lesern anschließen: Kluge Leute spielen IMMER ehrlich! IMMER. Und wenn man nicht ehrlich spielen kann, bin ich sehr verwundert über dich, das hat mich die ganze Zeit beschäftigt, und ich habe mich über dich gewundert, warum du nicht die Gray-Rock-Methode erwähnt hast. Für diejenigen, die es vielleicht nicht kennen: Die Gray-Rock-Methode ist eine Technik, die oft im Umgang mit toxischen Menschen, besonders Narzissten oder Cluster-B-Persönlichkeiten, empfohlen wird. Dabei verhält man sich neutral, unauffällig und emotional „grau“ man gibt keinerlei Reaktion auf Provokationen, lässt keinen emotionalen Stoff zu und bietet so keine Angriffsfläche. Die Wirksamkeit liegt darin, dass der toxische Mensch schnell das Interesse verliert, weil er keine Reaktion bekommt, die er manipulieren kann.
In deinem konkreten Fall habe ich beim Lesen jedoch das leise Gefühl, dass es etwas sehr Persönliches ist. Das haben wir ja so oft besprochen. Ich glaube, dass Ehrlichkeit und Authentizität in jedem Fall der bessere Schutz sind, auch wenn Gray-Rock kurzfristig helfen kann.
Herzlichst,
Hedwig Olaf
erstmal: Danke. Wirklich.
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, das ist heute seltener als eine gesunde Teamkultur. Und ja du hast völlig recht, Gray Rock ist eine bekannte, valide Methode im Umgang mit toxischen Persönlichkeiten. Neutral, farblos, keine Angriffsfläche der emotionale Äquivalent zu Wandfarbe Mietwohnungs-Beige. Warum ich Gray Rock im Artikel nicht predige???
Ich kenne die Methode, ich empfehle sie teilweise sogar aber mit einem großen **Kontext-Sternchen** dahinter. Denn, meine persönliche Einschätzung ist:
Gray Rock funktioniert besonders gut dort, wo der Kontakt kurz, dosiert und unterbrechbar ist.
Also: Kollegin am Gang, Verwandte auf Familienfeiern, Ex, dem man ab und zu über den Parkplatz stolpert.
Sobald du aber einer Person oder einem System über viele Stunden täglich ausgeliefert bist 7 bis 9h Stunden, über Monate reden wir nicht mehr über eine kleine Interaktion, sondern über eine Dauerauslastung des Nervensystems. Da bist du nicht mehr im clever kalkulierten „Ich spiele grau“, da bist du im **Dschungelcamp**: Adrenalin, Cortisol, Daueranspannung… die Liste ist lang.
In so einem Setting passiert Folgendes:
* Dein Gehirn geht vom denkenden Modus in den überlebenden Modus.
* Hormone und Stress übernehmen das Steuer.
* Saubere, strategische Entscheidungen wie „Ich reagiere nüchtern und neutral“ werden zu Luxus du funktionierst nur noch.
Und genau da liegt mein Punkt:
Gray Rock klingt von außen betrachtet immer logisch
aber mitten im Käfig ist es oft kaum mehr realistisch umsetzbar, ohne sich innerlich komplett abzukapseln.
Man kann Grey Rock auch langfristig anwenden, klar aber:
Dauerhaft in diesem Modus zu bleiben, bedeutet auf Dauer ( auch ), sich selbst emotional wegzudämmen.
Und an dem Punkt ist man sehr nah an Selbstverleugnung und innerer Abstumpfung.
Das mag kurzfristig schützen, macht einen aber langfristig kaputt.
„Kluge Leute spielen immer ehrlich“ da bin ich bei dir. Und doch nicht ganz.
Ich verstehe total, was du meinst.
Ehrlichkeit und Authentizität sind der stärkste Schutz wenn das Umfeld nicht komplett entgleist ist.
Aber in hochtoxischen Systemen sieht die Realität manchmal so aus:
Wer radikal ehrlich ist, riskiert, zerrissen zu werden.
Wer sich schützt, wirkt nach außen „unehrlich“ oder „manipulativ“, obwohl es in Wahrheit ein Überlebensreflex ist.
Für mich heißt klug handeln eher:
> Ehrlich zu den eigenen Grenzen sein
> statt heroisch authentisch zu bleiben und sich dabei innerlich zu verbrennen.
Gray Rock ist für mich nicht „unehrlich“, sondern eine Notmaßnahme
Nur: In einem konkreten Fall wäre das keine kluge Taktik auf Dauer
sondern eine stillschweigende Selbstauflösung gewesen.
Zum persönlichen Teil & zum Artikel. Du hast völlig recht:
Ja, das Ding ist persönlich. Brutal persönlich sogar. Es geht um Menschen wir arbeiten mit ihnen, leben mit ihnen; und irgendwann stehen vielleicht Roboter daneben, aber bis dahin brennen ganz andere Brände. Du wirst im Leben nichts reißen, wenn du mit Menschen nicht klarkommst, egal in welcher Variante sie vor dir stehen. Deshalb: Cluster B studieren, mit derselben Präzision, mit der diese Individuen uns studieren. Es ist persönlich, weil Menschen wie ich jahrelang quasi in sozialer Quarantäne gelebt haben funktionierend, beobachtend, ohne Betäubung. Das hier ist Feldforschung, kein Feuilleton.
… es geht um beiden Seiten denn ich bin der Überzeugung, dass Cluster-B-Persönlichkeiten keine Dämonen sind, sondern faul gewordene Äpfel am selben Systembaum, der sie hervorgebracht hat und jetzt ihre Zombie-Klone durch Unternehmen und Beziehungen schiebt. Genau deshalb halte ich es für unsere gemeinsame Pflicht, nicht „Seiten zu wählen“, sondern Mechanismen offenzulegen. Und genau das tue ich in diesem Artikel: Er steigt bewusst mit der Bonsai-Metapher ein und zeigt von Anfang an, warum solche Strukturen überhaupt entstehen nicht aus dem Nichts, sondern aus einem System, das Menschen jahrelang verbiegt, bis sie beginnen, andere genauso zu verstümmeln.
Aber genau das ist der Punkt: Ich schreibe dort nicht den nächsten weichgespülten „So schützt du dich in 5 Schritten“-Ratgeber, sondern eine Analyse aus dem Inneren der Arena.
Ich habe im Moment bewusst darauf verzichtet, Gray Rock als „fehlenden Trick“ im Artikel einzubauen, weil ich genau diese Spannung zeigen will:
Was passiert mit einem Menschen, der zu lange in einem toxischen Feld bleibt?
Ab wann sind „kluge Strategien“ nur noch Theorie und die Biologie übernimmt?
Wie bereits angekündigt:
Ich werde den Artikel am Samstagabendnochmal gründlich überarbeiten.
Dein Hinweis fließt da definitiv mit ein vor allem der Aspekt, dass ich Gray Rock im Text klarer einordnen und differenzierter erwähnen sollte.
Für den Moment bleibt der Artikel so stehen, weil ich sehen will, was anderen noch konkret auffällt. Wo hakt es? Wo triggert es? Wo fehlt Kontext?
Das ist für mich gerade Teil des Experiments.
Danke, dass du mich hinterfragst.
Danke, dass du nicht applaudierst und weiter scrollst, sondern dir die Mühe machst, irritiert zu sein.
Genau dafür schreibe ich solche Texte nicht für Konsens, sondern für Reibung mit Verstand.
Herzlich, roh & trotzdem sehr herzlich
Elda 🖤